anicca~anicca

28.11.2022

Alles befindet sich im Fluss der Vergänglichkeit.

Anicca steht für das Konzept der Unbeständigkeit, der Vergänglichkeit von allem was ist. Eine der wesentlichen Lehren des Buddhismus. Wir sehen es in der Natur, den Jahreszeiten, im Altern des Körpers und der Vergänglichkeit allen Lebens. Wir fühlen dies in der schmerzhaften Erfahrung von Verlust und der freudigen Erfahrung von Geburt und Entstehen.

Alles entsteht - alles vergeht.

Diese Lehre war der wesentliche Bestandteil meines 10-tägigen Vipassana Kurses, den ich absolviert habe.
Stille, schweigen, meditieren, ganz bei mir und in mir sein. Meinen Körper wahrnehmen, spüren.
Immer  mit dem Hintergrund, dass alles in ständiger Veränderung ist.

Wenn sich etwas gut anfühlt, möchten wir es festhalten.

Wenn wir etwas als schlecht bezeichnen, entwicklen wir Abneigung.

Beides führt zu Leid.
Da alles dem ständigen Wandel unterliegt, leiden wir, wenn etwas schönes vergeht, weil wir es nicht festhalten können. Wir leiden auch, wenn wir etwas unschönes erleben, weil wir es weghaben wollen.
Mit Abneigung und Anhaftung ziehen wir Leid in unser Leben. Wir verursachen das Gegenteil von dem, was unsere Absicht war.

Dies ist die Lehre und die tägliche Praxis von Vipassana. Eine der ältesten Meditationsformen Indiens. Sie bedeutet, die Dinge zu sehen, wie sie wirklich sind.

"Start again" - tönt es aus den Lautsprechern. Jede Sitzung wird eingeleitet mit achtsamen aber bestimmten Worten und Anweisungen. Sie bezeichnen es als harte Arbeit. Und sie haben recht. 

"Arbeiten Sie mit ruhigem, klaren Geist. Arbeiten Sie mit Fleiß und mit Beständigkeit."

So forderte die Stimme uns auf, unseren Geist zu schärfen. Und es war harte Arbeit. Ich hatte eine andere Vorstellung davon, zehn Tage zu meditieren. Den Geist nicht abschweifen, die Müdigkeit nicht siegen zu lassen und keine Abneigung dem körperlichen Schmerz gegenüber zu entwickeln, der im ruhigen sitzen entstand, war wirklich harte Arbeit. Aber, wer hart arbeitet und fleißig ist, der erzielt auch Erfolge. Sich daran zu erfreuen ist schön. Der Versuch darüber Anhaftung entstehen zu lassen, groß.
Da begann sie von vorne, die Arbeit. Anicca ~ Anicca. Nicht anhaften, keine Abneigung entstehen lassen.

Vier Uhr morgens ertönt der Gong, aufstehen um pünktlich um 4:30 Uhr in der Meditationshalle zu sitzen um gemeinsam mit über 100 Menschen zu meditieren. Ein sehr straffer Zeitplan zog sich durch den Tag. Kleine Runden an der frischen Luft drehen waren ein guter Ausgleich zum sitzen. Im dafür vorgesehen Bereich natürlich. Diese Begrenzungen empfand ich auch als Sicherheit. Diese Stabilität und Einfachheit macht es leichter, sich der Vipassana Praxis hinzugeben.

Und wie ich diese Stille genossen habe. Herrlich :)

Alles still. Nur das geklimper von Besteck auf den Tellern oder das schlurfen der Schlapfen auf dem Boden. Türen, die ins Schloß fielen, der Boden der knarrt, der Wasserkocher der einfach aufhörte zu surren, sobald das Wasser heiß genug war. Nichts zu lesen, nichts zu schreiben, keine Worte, keine Blickkontakte, keine Gesten. Nur die eigenen Gedanken, die auch manchmal ganz schön laut werden können.

Dies ist eine gute Basis um ganz bei sich zu sein. Ideal um ins Innere einzutauchen und an sich zu arbeiten. In der eigenen Welt, dem Körper, dem Geist und in der tiefen Schicht darunter anzukommen.

Zuhause im Alltag, wo alles laut und voll ist, die Alltagsaufgaben wieder warten und sich die Welt irgendwie schneller dreht, ist es schon schwieriger bei sich zu sein.
Aber was können wir tun um auch im Alltag bei uns zu bleiben uns sich dieser Vergänglichkeit bewusst zu sein?

Wie kannst du beginnen?

Lebe im hier und jetzt!

Ja ich weiß, auch ich habe es so oft gehört und es als für unmöglich befunden. Wir müssen ja planen, vorausschauend denken und vorsorgen. Es gibt immer etwas zu tun um die Zukunft zu gestalten. Und wenn wir nicht in der Zukunft sind, dann schweift der Geist in die Vergangenheit ab. Wir verlieren uns in Gedanken, wie etwas war, wie schön oder schmerzhaft und lassen diese Gefühle neu entstehen, immer und immer wieder. Meist sind es schmerzhafte, verletzende Erinnerungen an denen wir noch lange leiden. 

Wir haften an und kasteien uns selbst mit den immer wiederholenden Stigmen.


Was tun?

  • Werde dir dieser Gedankenkarusselle bewusst - damit hast du schon viel geschafft!
    Was uns bewusst ist, können wir verändern. Wenn du dich dabei ertappst, wie du vergangene Geschichten immer wieder zurück und vorspulst, sie durchgehst, darüber sinierst was du sagen, wie du hättest anders reagieren können - stop it!

  • Blicke auf, schau in die Natur, komm in der Gegenwart an.
    Fühle deinen Körper und begutachte ganz sachlich, was in deinem Körper spürbar ist.
    Lass es fließen. Halte diese Empfindungen nicht fest, bewerte sie nicht. Sei dir ihrer Veränderung bewusst - anicca.

  • Wenn Wut oder Zorn auftauchen, beobachte dich. Achte darauf, dass du sie nicht verurteilst oder wegzudenken versuchst. Sie sind da, du kannst sie spüren. Bleib sachlich und begutachte sie, wie du fremde Menschen betrachtest. Sie werden nicht bleiben, sei dir dessen bewusst.

Zum Beispiel:

Jemand ärgert dich!

Was ansich ja schon nicht stimmt. Jemand macht etwas und IN DIR ensteht Ärger.
Es hat mit dir zu tun, nicht mit dem anderen. Es hat immer mit dir zu tun.

Alles was IN dir ist, hat mit DIR zu tun.

Das kannst du am Besten daran messen, dass in einem anderen Menschen, in einer ähnlichen Situation vielleicht keine Wut entsteht. Es ist deine Wut. Dein tiefer Wut-Punkt, dein Wut-Schmerz der angerührt wird.

Aber zurück - also, in dir entsteht Wut.

Du wirst dir dessen bewusst und beobachtest diese Wut in deinem Körper.

Aha, da ist Wut. Ich fühle vielleicht Hitze, zusammenziehen, vielleicht Ausdehnung, kribbeln, enge, stechen, pochen, was auch immer.


Sei dir dessen einfach bewusst. Halte es nicht fest und achte darauf, dass du es auch nicht abwehrst. 

Durch festhalten oder ablehnen würdest du diese Gefühle in deinem Körper verankern und vervielfachen.

Die nächste Wut kommt bestimmt. Mit jedem auftauchen neuer Wut werden die alten unterdrückten Wutpunkte getroffen und "WUMM", überrollen sie dich, wie ein Schnellzug.

Unerwartet, leise und viel zu schnell.

Darum lass sie fließen, halte sie nicht fest. Hafte sie nicht an. Und der Wut-Berg wird sich abbauen, langsam aber stetig. Bleib wie immer, geduldig mit dir.


Start again...immer wieder und du wirst erfolgreich sein.

Beobachte dich. Sei dir der Veränderung bewusst. Hafte nicht an. Bilde keine Aversion. Lass es fließen...

Namaste
Monika




Mehr Infos zu Vipassana - findest du hier!


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